Wer Ende der 60-er Jahre für sein Geschäft einen leichten Lkw benötigte und ein einheimisches Produkt wünschte, hatte im Wesentlichen drei Möglichkeiten: Opel Blitz, wenn die begrenzte Nutzlast langte, Mercedes T2, wenn es ein Stern sein durfte oder ein Mitglied der Hanomag F-Serie, wenn einem Produkt aus Hannover der Vorzug gegeben wurde.
Die 1967 eingeführte Hanomag F-Reihe ersetzte die rundlichen Vorgänger Kurier, Garant und Markant; darunter rangierten die leichten Harburger Transporter F 20 bis F 35. Die größere F-Reihe startete mit dem F 45 für zwei Tonnen Nutzlast und endete bei den Typen F 85 und F 86 mit mehr als fünf Tonnen Nutzlast.

Die zweistellige Nummer in der Typbezeichnung verweist dabei auf das ungefähre Gesamtgewicht in Doppelzentnern. Für wirtschaftlichen Vortrieb sorgten hauseigene Dieselmotoren von 2,8 bis 4,7 Liter Hubraum mit vier oder sechs Zylindern und Leistungen von 65 bis 115 PS.
Die stets genutzte kantige Kabine mit kurzer, nach vorne abgesenkter Haube war ein Werk des renommierten Industriedesigner Louis Lucien Lepoix der unter anderem schon Lkw-Fahrerhäuser für Magirus-Deutz und Büssing gezeichnet hatte. Der Mann war sein Geld wert – seine klare, sachliche Linienführung entsprach dem Geschmack der ausgehenden 60-er und wirkte überaus modern.
Der flotte Look half der angeschlagenen Marke Hanomag aber nur bedingt; bereits 1969 fusionierte der Herstellers mit den Henschel-Werken. Damit ziert nicht mehr das Rheinstahl-Hanomag-Emblem die Frontpartie, sondern wie bei unserem toprestaurierten Fotomodell der Schriftzug in kapitalen Lettern „Hanomag-Henschel“.
Standen die F-Modelle an der Spitze der Hanomag-Nutzfahrzeuge, so dienten sie im neuen Unternehmen als Bindeglied zwischen den Transportern und den mittleren bis schweren Lkw von Henschel.
Aber auch diese Verbindung stand unter keinem guten Stern: Der von Henschel verblasste, der aus Stuttgart indes strahlte blendend. Und so verleibte sich Daimler-Benz Hanomag-Henschel schon 1970 ein.
Anders als angekündigt wurden die Hanomag-Henschel Modelle rasch nach und nach eingestellt, da Vollsortimenter Daimler-Benz selbst entsprechende Typen anbot. Die F-Reihe musste sich dem ebenfalls 1967 präsentierten Mercedes-T2-Großtransporter fügen – schon im Übernahmejahr verdrängte der den F-Kastenwagen.
Das endgültige Aus für die F-Kollegen kam im Jahre 1973, was auch das Ende der Nutzfahrzeug-Fertigung unter dem Namen Hanomag markierte. Bis dahin waren 91.878 Exemplare entstanden, von denen sich der F45 mit 46221  Einheiten als bei weitem am populärsten erwies. Endgültig Schluss? Nein, denn seit 1969 nutzte die Steyr-Daimler-Puch AG die F-Kabine in Lizenz mit marginal geänderter Frontpartie für das neue Modell Steyr 590-690. Nach Produktionsstopp bei Hanomag-Henschel erwarb Steyr-Daimler-Puch die Presswerkzeuge.
Ende 1982 endete die Montage der österreichischen Modelle. Alle Anlagen inklusive Lizenzen gingen nach Indien zu Tata Motors. Dort lief die Modellreihe mit optimierten Triebwerken und optischer Auffrischung von 1986 bis noch 2014 als Tata 407 vom Band. Ein derart langes Leben der F-Reihe hatte Hanomag vor 51 Jahren gewiss nicht geplant...