Wer den Barkas liebt... Freiwillige Feuerwehrleute kann so leicht nichts erschüttern.
Fotos: Oldtimerreporter.Fröhlich


Der Barkas war Anfang der Sechziger des Ostens Antwort auf den VW-Bus – und genauso beliebt bei den kleinen Feuerwehren wie der Westbruder. Doch während die entsprechenden Baujahre des T1 bis T3 so gut wie komplett im Ruhestand sind, trifft man in den neuen Bundesländern immer wieder Barkas (Barken? Barkasse? Barkanten?? Wie ist eigentlich der korrekte Plural?), die noch in Amt und Würden sind.

So auch in Deutsch Bork im südlichen Brandenburg. Der dortige B 1000 und sein Schlauchhaspelnachläufer haben schon ein langes und bewegtes Leben hinter sich. Seinen Dienst trat das Kleinlöschfahrzeug, so die offizielle Bezeichnung, am 23. November 1966 in der Betriebsfeuerwehr des Bahnbetriebswerks Seddin an.
Dieser Rangierbahnhof mit Reparaturwerkstätten war zwischen den Kriegen großzügig aufgebaut worden und ist heute der größte Wartungs- und Instandsetzungsbetrieb für Lokomotiven und Güterwaggons der DB Cargo AG in Ostdeutschland. Bei seiner Eröffnung wurde er, wie damals üblich,  mit einer Betriebsfeuerwehr ausgestattet.

Uwe Paul, heute Amtswehrführer im Amt Brück, hat sich schon in jungen Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Das blieb seinem damaligen Arbeitgeber, selbigem Bahnbetriebswerk Seddin, nicht verborgen, und schon bald wurde Paul für die Betriebsfeuerwehr rekrutiert. Im Laufe der Jahre avancierte er dort zum Chef.


Old School trifft High-tech: der Digitalfunk ist schon mal da.


„Sein“ Barkas bekam kurz vor der Wende noch eine neue Karosserie übergestülpt, die Kenner haben es an der erst ab 1987 verbauten Schiebetür sofort erkannt. Der Dreizylinder-Zweitaktmotor kam auch neu, er leistete jetzt 45 PS aus 1000 Kubik, wurde aber mit alten Teilen komplettiert.
Mitte der neunziger Jahre wurde die Betriebsfeuerwehr in Seddin aufgelöst. Uwe Paul war kurz vorher in die Verwaltung im Amt Brück gewechselt und war dort stellvertretender Amtswehrführer. In den Gemeindeteilen und Dörfern um Brück bestand in dieser Zeit große Nachfrage nach Feuerwehrfahrzeugen, standen doch allzu oft den Ortswehren lediglich Tragkraftspitzenanhänger zur Verfügung, denen im Einsatzfalle erst ein Trecker aus der Nachbarschaft vorgespannt werden musste. So konnte Paul den Barkas samt Schlauchanhänger nach Deutsch Bork vermitteln. Dort war die Freude groß, und das jetzt etwas klein bemessene Spritzenhaus bekam seitlich ein modernes Rolltor, damit das „neue“ Kleinlöschfahrzeug überhaupt einfahren kann. Der Schlauchnachläufer, 1967 im Feuerlöschgerätewerk zu Görlitz gebaut, wanderte derweil in eine benachbarte Garage.


Freunde für`s Leben? Ortswehrführer Detlef Köppen (l.) und Feuerwehrhistoriker Mirko Friedrich mögen eindeutig den Barkas.


Inzwischen ist der Barkas doch etwas in die Jahre gekommen, und obwohl noch immer im Feuerwehrdienst, tritt er oft bei Versammlungen historischer Fahrzeuge auf. Auch die für die Wartung zuständige Landesschule und Technische Einrichtung für Brand- und Katastrophenschutz (LSTE) in Borkheide tut sich zunehmend schwer mit der Wartung des Oldtimers. Ist gerade kein alter Hase „im  Dienst“, stehen die jungen Mechatroniker oft verzweifelt da. 
Doch des Barkas‘ Ruhestand ist in Sicht. Aktuell bekommt die Ortswehr Deutsch Bork ein neues Feuerwehrgerätehaus, und im Zuge dessen wird sie ein wesentlich moderneres Fahrzeug einer anderen Wehr des Amtes „erben“. Der Zweitakter bleibt aber im Dorf, hofft Mirko Friedrich, der nicht nur in der Einsatzabteilung, sondern auch bei den Feuerwehrhistorikern aktiv ist. Er ist es, der den Oldtimer meist zu den Treffen lenkt und hofft, dass der B 1000 sehr bald auch in seinen wohlverdienten Ruhestand geht.