Moment mal! Was ist das denn? Dieser Harburger-Wohnmobilumbau kommt jedenfalls nicht aus einer Werkhalle.
Foto: Christian Späth


… aus der Rubrik „Fahrkultur und Geschwindigkeit sind etwas für Weicheier“:
2,0 oder 2,2 Liter Diesel – Hubraum, 55 oder 60 PS bei 750 kg möglicher Zuladung – die auch gerne genutzt werden. Hügel werden zu natürlichen Feinden erklärt, die es mit aller Macht des Gaspedals zu besiegen gilt. Sollten einmal höhere Drehzahlen erreicht werden (3.500 U/min sind schon viel), empfiehlt sich eigentlich das Tragen eines guten Gehörschutzes. Eigentlich. In der Praxis nie geschehen, auch nach vielen hunderttausend Kilometern nicht. Der gute Stern wird es schon richten! Massagestudios? Wozu, wenn man das hier kostenlos hat?

Von welchem Dino ich heute berichte? Richtig, vom legendären Mercedes „Harburger“ Transporter. Ab 1970 rollte er gemächlichen Fußes aus den Harburger Mercedes – Werken, die fünf Jahre zuvor noch stolzes Eigentum der Tempo-Automobilwerke waren. Tempo! Ein Markenname, der im Zusammenhang mit einem 206 D/306D  eine kuriose Note hätte…


Es könnte noch ein Hanomag sein... aber hier fehlt nur der Stern. Dieser 206 D muss sich mit dem kleinsten Motor rumplagen.
Foto: Oldtimerreporter.Müller


Reisen wir zurück ins Jahr 1970 :  Malermeister Erwin plant Großes. Seit fünf Jahren besitzt er den Meistertitel, da wird es Zeit, sich mit einem Malerbetrieb auf eigene Füße zu stellen. Die passende Immobilie ist bereits gefunden , ein Firmentransporter muss noch her. Ein nicht zu großer Kastenwagen. Was gibt es da zur Auswahl? Erwins Chef lobt seinen Ford Transit über alle Maßen. Da passt was rein! Der läuft! Der säuft, denkt Erwin. Und mit Diesel ist er nicht zu haben! Noch nicht, sagt der Verkäufer, noch nicht. Oder ein Opel Blitz? Nun ja, den gibt es als Diesel – aber mit einem französischen Motor, nein danke. Der VW T2 ist ganz draußen aus der Verlosung, da bleibt doch am Ende – der Mercedes! Erwin sen. ist stolzer Eigner eines /8 200D und schwärmt in den höchsten Tönen vom OM 615. Den könne man problemlos bei minus 20 Grad starten und mit einer Tankfüllung Heizöl bis nach Italien steuern, berichtet er.
Also denn, auf zu Mercedes! Dort steht der Harburger bereits in vielen intensiven Farben für Erwin bereit:  Grau, Graublau, Beige, Petersiliengrün etc. Ach ja, einen Benziner (von Austin!) und einen Dreitonner gäbe es auch, meint der Verkäufer. Nein, nein, der 206 D soll es sein und wird es auch für lange Jahre. 1979 : Malermeister Erwins Betrieb brummt, der 206 D ebenso immer noch. Unzählige Male hat er die 8%-ige Steigung unweit des Firmentors erklommen, unzählige Male mit maximaler Zuladung, unzählige Male mit ca. 30 km/h im ersten Gang. Die Rauchschwaden, die dabei dem Auspuff entfleuchten, dienten sehr der Erheiterung des Hintermanns. Das stört Erwin nicht, auch nicht die Lautstärke im 206 D- Cockpit. Fahren muss er, Geld verdienen, Geld sparen. Das konnte er, der Harburger. Erwin weiß es. Und Herbert. Und Willi. Und, und, und… Der Harburger, schwäbisch by nature, klare Kante. Moin, Moin!