Vorbereitung: Das mdr-Team plant die Aufnahmen für den Beitrag. Fotos: Oldtimerreporter.Obuchoff.


Ich war etwas aufgeregt. 43 Jahre nachdem ich das letzte Mal das Diskomobil von der Drushba-Trasse nach Berlin zurückgeführt hatte, sollte ich an einem schönen Sommertag dieses Jahres wieder im Cockpit des bunten Robur LO sitzen. Alexander Straka aus Pößneck hatte es wahr gemacht, eine beinahe authentische Kopie meines einstigen fahrenden Arbeitsplatzes zu erschaffen. Einen alten Rundfunk-Kino-Wagen hatte er irgendwo erstanden und in mehr als zehn Jahren zum Diskomobil 2.0 umzubauen. „Ich habe mein letztes Hemd gegeben, um dieses legendäre Fahrzeug wieder zum Leben zu erwecken“, sagt Alex. Inzwischen fuhr er damit auf die verschiedensten Oldtimer-Treffen und veranstaltete Diskos im Freien, bevor das verfluchte Virus auch seine Aktionen stoppte.

Aber das Doku-Projekt des mdr-Fernsehens „Stars an der Trasse“ gab die Gelegenheit, dass ich und Alex in der wunderschönen Umgebung von Pößneck einige Runden vor den TV-Kameras drehten. Und natürlich – wie ich es selbst auf Tausenden Kilometern beim Erdgasleitungsbau in der Ukraine erlebt hatte – lief auch bei dieser Ausfahrt nicht alles glatt ab. Öl tropfte aus einer Leitung. Alex wurde etwas nervös ob des Vorführeffektes. Aber nachdem die undichte Verbindung gefunden war, halfen ein paar Lagen Küchenpapiers und Isolierband, um das Übel zu beseitigen.


Uuund bidde: Disko-Robur-Trassen-Fan AlexanderStraka (r.) ist fertig für den Dreh.


Immer nach dem alten sowjetischen Leitspruch: Mit viel Glück und Rödeldraht kommst du bis nach Leningrad. Dann aber ging es richtig los. Bergauf, bergab und zwischen blühenden Feldern fuhren wir wie auf einem Laufsteg unser Model über den Asphalt. Kameras und eine Drohne beobachteten die Fahrt.
Für mich war es ein echtes Deja vu. Ich fühlte mich zurückversetzt in die 1970-er Jahre als ich mit so einem Auto in der Ukraine an der Drushba-Trasse unterwegs war. Von 1975 bis Ende 1978 fuhren wir  von einer Baustelle zur anderen und brachten Musik und auch Nachrichten aus der weiten Welt zu den Bauleuten, die für mehrere Jahre fern von ihren Zuhause in der DDR arbeiteten. Jedes bisschen an Kultur wurde gierig aufgesogen, voe allem im ersten Jahr, da noch alles erst im Aufbau war. Bald aber gab es an jedem Standort auch Kulturbüros und später dann  kamen immer wieder Künstler aus der Heimat an die Trasse. Vor allem die Rockgruppen brachten die Trassenbauer in Ekstase. Trassenbäuerinnen indes waren knapp, aber kein Problem: Dann tanzten die bärtigen und langhaarigen Kumpel eben untereinander. In den Zeiten, da keine Stars an der Trasse waren, spielten wir auf dem Diskomobil eben auf. Wie das aussah, kann der geneigte Zuschauer am Sonntagabend (29.11.2020) um 20.15 Uhr im mdr-Fensehen erleben - oder in der Mediathek.


Trotz Öl-Leck spielte der Disko-Robur seine Rolle perfekt.

Zum Film in der mdr-Mediathek...hier >