„Kaum ein Auto vermittelte den Deutschen so viel von der französischen Lebensart wie der Reanult 4“, schreibt Michael Fischer, Regionalleiter des Deutschen Alpine und Renault Club in seinem Vorwort zu dem hier vorliegenden Buch „Renault 4“ der beiden Autoren Andreas Gaubartz und Jan Erhartitsch. Im Wettstreit mit der legendären „Ente“ von Citroen habe der Renault 4 mehr an Auto geboten. Dies wohl hätte den Ausschlag gegeben, dass östlich des Rheins – und dabei muss man natürlich anmerken: und westlich der Elbe – dieses „Mehr“ den „Unterschied zwischen der reinen Fortbewegung und dem Autofahren ausmachte.“
„Praktisch und klassisch wie eine Blue Jeans“, sollte das Auto sein, dass Renault-Generaldirektor Pierre Dreyfus 1956 in Auftrag gab: Großer Innenraum, knappe Maße, vier Türen, große Heckklappe und eine leichte Bedienung. Ein Auto sowohl für Familien als auch für Bauern und Handwerker – praktisch, preiswert und tauglich für das Fahren auf der Autobahn. Letzteres war schon über die Landesgrenze hinaus gedacht: Die Deutschen als wichtiges Käuferpotential für den Neuling.  Marie-Chantal – so der Codename des Modells 112, übrigens der erste Renault mit Frontantrieb – wurde ausgiebig getestet. Bei 22 Grad minus...

...in den USA und bei über 30 Grad plus in den Serpentinen der Coté d’ Azur bis es 1961 endlich als Renault 4 in die Serienfertigung ging.
Noch bevor das Modell auf dem Autosalon 1961 in Paris vorgestellt wurde, hatte das Werk auf der Ile de Séguin, der Insel in der Seine, einige Exemplare des Renault 4 aus der anlaufenden Serienproduktion zur IAA nach Frankfurt geschickt. Und bald darauf ging der Wagen für 3 810 D-Mark weg wie warme Semmeln. Arbeiter, Angestellte, junge Familien und Studenten kauften gern dieses Auto. In Frankreich lobten es Gendarmen für seine Wendigkeit und Wein- wie Gemüsebauern für die große Ladefläche. Der R4 wurde 1968 zum Kultwagen der Hippies und jungen Revolutionäre. Bunte Blumen oder Ché Guevara zierten dann sein Blechkleid.

All' das und noch viel mehr Spannendes liest man im Werk von Gaubatz/Erhartitsch. Die Autoren schildern anschaulich, kenntnisreich und anhand zahlreicher Bilder die Entwicklung des R4. Nebenbei erfährt der Leser vieles aus der Geschichte der heute 120 Jahre alten Firma, über ihren Gründer Louis Renault, seinen Nachfolger Pierre Dreyfus und natürlich über die verschiedensten Vorgängermodelle des R4, der letztlich 31 Jahre produziert wurde. Genau 8 135 424 Renault 4 liefen vom Band, natürlich im Laufe der Jahre in zahlreichen Modifikationen und Weiterentwicklungen. Das alles wird mit enzyklopädischem Wissen von den Autoren beschrieben. Und am Ende gibt es sogar Studien für eine eventuelle Neuauflage eines R4. Für Fans von Renault, aber auch für die vielen Freunde motorisierter und praktischer Fortbewegung dürfte dieses Buch ein kleiner Schatz und ausgesprochen lesenswert sein. Und ein "Must-Have" für die frankophile Oldtimerszene ist es sowieso.

„Renault 4“ von Andreas Gaubatz/Jan Erhartitsch,
Verlag: Motorbuch, Hardcover, 95 S.,

ISBN-10: 3613036851,
Preis: 12,95 €