Gebaut zwischen 1986 bis 1989, dieser Renault 21 Nevada Phase 1: Kombi und Eleganz – das geht eben doch zusammen!        Fotos: Oldtimerreporter.Müller


Was klingt denn da so nett? Das ist doch, ja das ist es, das vertraute Geschnatter eines Citroen – Zweizylinder- Boxers! Und schon biegt die dazu gehörige Karosse um die Ecke, ein Traum wird sichtbar: 2 CV 6, himmelblau, runde Scheinwerfer, sehr leckerer Zustand, herrlich! Ich spurte los aus dem Straßencafé, mit der Kamera in der Hand, überlege dabei noch, ob die Farbe eine originale ist und schon – ist das Entlein wieder weggeflogen.
Mit meinem behenden Körper habe ich selbst gegen die „Kraft“ von 28 Enten- Pferdchen keine Chance, den 2 CV einzuholen und ein Foto zu schießen. Ob ich die Rechnung im Straßencafé bezahlt habe und wo diese dramatische Szene sich abspielte, fragen Sie ? Zu Frage 1 : Ja, das hatte ich bereits vorher getan, um immer auf dem Sprung sein zu können. Zu Frage 2 : Nein, nicht in Deutschland, hierzulande sieht man himmelblaue 2 CV im Bestzustand eher selten als Alltagsfahrzeug um die Ecke biegen.
Der Schreiberling  hat beschlossen, mal wieder DAS Land seiner Sehnsüchte zu besuchen – la France!
Einmal von oben nach unten mit dem Auto und Zelt im Gepäck lautet die Devise, einmal Frankreich mit allem. Die Reise führt über Metz, Nancy, die Zwischenstationen Charite – sur – Loire und Gardonne/Bergerac nach Legé – Cap – Ferret an der Atlantikküste. Wer jemals dort war, versteht, dass man immer wieder Sehnsucht nach dieser Gegend entwickeln MUSS. Bei der Fahrt zum Ziel der Träume ist es natürlich auch wichtig, nach französischen Autoklassikern, oder solchen, die es werden könnten, Ausschau zu halten. Eines vorweg : Es gibt sie noch in Frankreich, siehe oben. So gondelt...

...der Schreiberling also in aller Ruhe durch die französischen Lande, genießt die herrlichen Landschaften und hat ein Auge auf die automobilen Schätze rechts und links der Straße. Manches lässt sich auch nicht im Bild festhalten, weil ein abruptes Anhalten für ein Foto doch für einige Verwirrung des Hintermannes sorgen könnte… Nicht aber bei der Fahrt durch Troyes : Da lugt doch ein wunderschönes Heck aus einer Ausfahrt, strahlend weiß, wie neu. Beim Näherkommen wird es deutlicher : Das ist ein Renault 21 Nevada, wie er jungfräulicher kaum daherkommen könnte! So etwas steht in Frankreich einfach so als Alltagsfahrzeug an der Ecke. Einer der vielen Gründe, warum ich Frankreich so sehr liebe.


Renault Rodeo : Zum scharfen Reiten eher ungeeignet.


Einige Zeit später findet sich ein Schatz mit absolutem Seltenheitswert : Ein Talbot Samba Cabriolet. Ein Renault – Händler der offensichtlich etwas älteren Art schärft meinen Blick. Langsames Annähern – der SUV-Fahrer hinter mir versteht das nicht - ich hoffe auf eine Renault-Pretiose. Sehr angenehme Überraschung beim Erreichen des Hofs. Ein Samba Cabriolet! Etwas zerknautscht, aber offensichtlich noch rettbar. Versuche mich zu erinnern, wann ich zuletzt einen solchen in Deutschland gesehen habe. Es gelingt mir nicht. Ob er zum Verkauf steht? Ich weiß es nicht, das habe ich vor lauter Aufregung vergessen, zu fragen. Tja, Cabriolet,  auch das hier ist irgendwie ein Cabriolet: Der Renault Rodeo 4.
Begegnung der besonderen Art mit einem solchen Schätzchen : Der Schreiberling flaniert über die Straßen eines kleinen Ortes an der Loire. Plötzlich taucht aus der Gegenrichtung diese grüne Kante ein, biegt auf einen Parkplatz ab und der jetzt rasende Reporter hinterher.

Wo ist das grüne Ding hin? Einmal, zweimal, dreimal um den Parkplatz herum – Gott sei Dank, da ist er ja! Erst einmal unauffällig beobachten. Besetzung des Wägelchens : Madame et Monsieur, beide deutlich nicht mehr zur jugendlichen Zielgruppe eines Funmobils zugehörig. Aber das macht nichts in Frankreich, Hauptsache, das Ding fährt und es ist praktisch. Und irgendwie ist er ja auch seniorengerecht, der Rodeo mit dem etwas erhöhten Einstieg. Madame únd Monsieur jedenfalls machen einen zufriedenen Eindruck beim Ausstieg aus dem grünen Reiter.
Der Schreiberling ist es auch und hält den Rodeo mit der Kamera fest.  Und dann ist da noch das Microcar, das der urlaubende Schreiber digital verewigt. Ein Microcar fotografieren? Diesen Rasenmäher mit Lenkrad, der zu Tausenden den französischen Verkehr behindert? Ein solches Ding, das niemals zu einem automobilen Klassiker wird? Sie haben recht, ein Klassiker wird der nie. Aber das gezeigte Exemplar ist bereits jetzt ein Klassiker französischer Reparatur – und Improvisationskunst. Die Stoßstange des Rollschuhs hatte wohl heftigen Kontakt mit einem unnachgiebigen Gegenstand, was a) zu größerem Plastik-Bruch und b) zu Verschiebungen der Motorhaube führte. Neue Stoßstange und Motorhaube? O lá lá, das hätte wohl den Zeitwert des Micro-Autos sehr deutlich überschritten. Es lebe die französische Klebstoff – Industrie! Eine Firma stellt ganz offensichtlich ein sehr haltbares und universal einsetzbares Produkt her – auch für leidgeplagte Microcar-Besitzer geeignet. Einmal, zweimal, 28 Mal um die Haube rum und schon hält die Chose wieder. So dekoriert könnte man das Microcar jetzt auch als Geschenkpaket mit la Poste verschicken. Wobei die Frage bleibt, wer es haben möchte?


Renault R6 erste Serie: Schön, dass es noch welche gibt!


Ganz sicher haben möchte man den Peugeot 205 1.9 GTI, der dem Autor in Bergerac vor die Linse fährt. Auch hierzu wiederum eine Szene : Der GTI tastet sich langsam an eine Parklücke heran, die eigentlich offiziell gar keine ist. Rückwärts einparken mit Mühe und etwas wenig Übersicht. Am Heck des Peugeots tauchen in bedrohlicher Nähe die Stühle – samt Besetzung – des angrenzenden Straßencafes auf. Nur ein beherztes Schlagen auf die Heckscheibe und ein lautes „Stop!!“ machen den Conducteur des 205 auf die schwierige Situation aufmerksam.
Langsames Rollen nach vorne, jetzt passt es mit der Parklücke, die keine ist.
Der Fahrer steigt aus und erweist sich als nicht mehr ganz taufrische Fahrerin, die ihr Seniorenmobil nur mit Mühe verlassen kann. Aber für die Besorgungen auf dem angrenzenden (wunderschönen) Markt braucht es doch einen Einkaufswagen, nicht wahr?

Vielleicht könnte sie dazu auch den charmant patinierten, dunkelgrünen Renault 6 der ersten Serie nehmen, der sich in der Nähe von Bourges findet. Besonders schick mit der Radioantenne, die wie eine Fußgänger-Speerspitze geradewegs nach vorne ausgerichtet ist.
Mit fünf Türen sogar noch praktischer als der dreitürige 205 GTI. Ebenso wie die fünftürigen R5 der ersten Baureihe, die ganz selbstverständlich noch am Alltagsverkehr teilnehmen.
Zwar durchaus etwas onduliert, vom französischen Verkehr gezeichnet, aber was macht das schon? R 11 Turbo, Citroen Mehari, R4 F4, F6 (fotografiert), R 14 TL, Simca 1100 Break gold-metallic (vorbeifahrend) und und und… Es ließen sich noch einige aufzählen, wenn es noch seitenweise Platz gäbe. Eines steht fest : Frankreich ist ein liebenswertes Land – mit wunderbaren Klassikern auf den Straßen. Frankreich, ich komme wieder!