Seinerzeit war der Renault 16 gegen Opel, Ford, Mercedes, VW und Co. Hightech pur. Foto: Barbara de Bruin.


120 Jahre Renault. Was für ein Jubiläum! Was für ein Jubiläum wäre das aber, wenn wir nicht auch auf den Renault 16 blicken würden? Okay, das Prinzip war nicht neu. Bei Kleinwagen. In der Mittelklasse schon. Ab 1965 war der praktische Nutzen nicht nur den Kleinwagen-Piloten vorbehalten, nun konnten auch der Abteilungsleiter und der Herr Direktor ordentlich einpacken.
1965. Der Renault 16 startete mit viel Vorschusslorbeer und mit noch mehr Hoffnungen in sein Dasein. Die Fachpresse war entzückt,

...die Konkurrenz grantelte, der Autofahrer staunte. Was bitte soll das denn sein? Ein Mittelklassewagen, aber ohne Rucksack? Dafür mit einer schräggestellten Heckklappe? Revolutionär, in der Tat. Aber die Hoffnungen der Renault-Bosse lagen schwer auf ihm. Hatte man doch seit dem Ende der Frégate 1960 keinen Wagen mehr im gehobenen Segment. Der fast schon verzweifelt in den Modelltopf geworfene Rambler-Renault Classic war als Ersatz gedacht, wurde aber nicht auf allen Märkten angeboten. Umso mehr erwartete man vom neuen „16er“, dass er verlorenes Terrain zurückerobern würde. Und die Vorzeichen standen gut. Mit einem neu entwickelten 1470 cm³-Aggregat und 55 PS wagte er die ersten Schritte. Und erregte damit schon bald Interesse. Der erstmals bei Renault aus Aluminium gefertigte Block weckte beim britischen Hersteller Lotus Begehrlichkeiten, man implantierte das Franzosen-Herz in den 1966 vorgestellten Lotus Europa. Und überhaupt, die Briten waren begeistert von „The Sixteen“. Kein Geringerer als die Motorsport-Legende Sir Stirling Moss urteilte: „Zweifellos ist der Renault 16 das am intelligentesten konstruierte Automobil, dem ich jemals begegnet bin, und jeder britische Autobauer täte gut daran, einen zu kaufen, nur um zu sehen, wie er aufgebaut ist“.


Zu Besuch bei Renault Wackenthaler in Ingersheim bei Colmar im Elsass.
Foto: Barbara de Bruin.


Ein Lob von höchster Stelle sozusagen. Und das sollte nicht der einzige Einsatz als Sportskanone bleiben. Das Herz des „16er“ fand auch Einzug in Dieppe, auch Alpine bediente sich des neuen Aggregates.
Und das, obwohl der Revoluzzer den Biedermeier geben, und eben diese biedere Klientel überzeugen sollte. Äußerlich der Aufreger, im Inneren der Bequeme, technisch der Robuste. Und dieses Kalkül ging auf. Trotz, oder gerade wegen, seiner Form fand er auf Anhieb viele Fans. Die auch das kommode Interieur zu schätzen wussten, und die sich auf ihren „Neuen“ verlassen konnten.
Das bewog den Staatskonzern dazu, 1968 die TS-Variante aufzulegen. Mit noch besserer Ausstattung, mit noch mehr Leistung. Der neue TS-Motor lieferte satte 83 PS ab, die er aus 1565 cm³ schöpfte. Gegenüber den 55 PS des Einstiegsmodells ein Quantensprung. Aber der Komfort war es, der letztendlich auch das teutonische Fachblatt „auto motor und sport“ überzeugte. Der journalistische Platzhirsch im Blätterwald titelte über den Renault 16: „Das rollende Wohnzimmer“. Mehr Lob geht eigentlich nicht mehr. 1974 schob Renault den Super-16 nach, das Modell „TX“. Dieser verfügte nun über 1647 cm³ und ließ 93 Wildpferde auf die angetriebenen Vorderräder los. Wenn man den Begriff des Wolfs im Schafpelz bemühen möchte, hier trifft er zu.


Gaston Juchet und Claude Prost-Dame zeichneten den R16. Heute würde man sagen, form follows function...
Foto: Renault


Zwar wurde er optisch von der schwächeren Verwandtschaft abgesetzt, erkennbar vor allem an den eckigen Doppelscheinwerfern und den speziellen Felgen, dennoch blieb er ein ausgesprochen bequemer Reisewagen. Kein anderes Auto der Mittelklasse war gleichzeitig so schnell, bequem und praktisch zugleich. Kein anderes Auto der Mittelklasse prägte dieses Segment so nachhaltig. Der wohl berühmteste und erfolgreichste Vertreter in der Nachfolge: Der VW Passat.
Sicher hatte Renault auch erfolgreichere Modelle als den R16. Den R4 und den R5, der R12 verkaufte sich deutlich besser. Sogar die Dauphine wurde öfter gebaut und die Schwestern R8 und R10 erreichten zusammengenommen mehr Kunden. Und doch ist der R16 mit 1,85 Millionen gebauter Einheiten ein sehr erfolgreiches Modell. Und er ist bis heute ein unvergessenes Stück Renault- und Automobil-Geschichte.