Louis Renault unterwegs mit seinem Erstlingswerk, dem Type A, dem ersten Renault der Geschichte. Hier war schon der von ihm erfundene Kardan-Antrieb verbaut.
Foto: Renault


Im Februar 1899 gründen zwei Herren rückwirkend zum 1. Oktober 1898 ein Automobilwerk. Ihre Namen: Fernand und Marcel Renault. Der eigentliche kreative Kopf, Louis Renault, hält sich im Hintergrund, sorgt für die technische Umsetzung. Bereits 1898 erfindet der erst 21-jährige den Antrieb ohne Ketten. Das ist nichts Geringeres als ein Getriebe samt Kardanwelle. Diese Erfindung sichert die finanzielle Unabhängigkeit des jungen Unternehmens, denn die Vergabe von Lizenzen beschert ein beachtliches Vermögen. Ebenso wie die Erfindung des Gewindes auf der Zündkerze, die Innenbackentrommelbremse und noch einiger anderer Geniestreiche.

Und am 24. Dezember 1898 soll es gewesen sein, als eben jener Louis Renault die ersten Runden mit seinem gerade fertiggestellten Typ A durch Boulogne-Billancourt drehte, jenem Pariser Banlieu, in dem sich heute noch der Firmensitz am Quai Alphonse Le Gallo 13, 92100 Boulogne-Billancourt, befindet.
Nach dem frühen Tod der Brüder, Marcel stirbt 1903 beim Rennen Paris – Madrid, Fernand 1909 an einer Lungenkrankheit, übernimmt Louis alleine die Leitung des mittlerweile zum Großserienhersteller gereiften Konzerns.

Und seine Fahrzeuge schreiben Geschichte: 1905 wird der neue Typ AG zum weltweit wohl erfolgreichsten Taxi. Und jenes Modell wird 1914 zum legendären „Taxi de la Marne“, denn 1200 Taxen dieses Modells bringen 6000 Soldaten an die Front an der Marne. Ein weiterer „Kriegsheld“ ist der Panzer FT-17, der von Renaults Ingenieur Rodolphe Ernst-Metzmaier konzipiert wird und als erster (kriegstauglicher) Panzer der Militärgeschichte gilt.
In den 1920-ern erobert Renault Afrika, im Wettstreit gegen Citroen - und hat auch da die Nase vorn. 1929 eröffnet er auf der zuvor erworbenen Seine-Insel Séguin das damals größte Automobilwerk Europas. Und das modernste, mit dem über 1500 Meter längsten Fließband außerhalb der USA. Er übersteht die Weltwirtschaftskrise Dank seiner Abneigung gegen teure Bankkredite, einer ausgewogenen Modellpalette, der effizienteren Abläufe im neuen Werk, einer gesunden Kapitaldecke und so wenig Entlassungen wie möglich.

Renault erholt sich relativ schnell von Folgen und kann Mitte der 1930-er fast autark wirtschaften. Durch geschickte Kooperationen, Aufkäufe, Beteiligungen und die Gründung von Genossenschaften stellt Renault fast alles selbst her. Stahl, Öl, Zündkerzen, Putzlappen, Energie, sogar Gullideckel und Kantinenbesteck. Und ist zeitweise der größte Watteproduzent Frankreichs.
Bedingt durch die Besetzung des Werkes durch die Nazis beginnt sein Stern dann aber doch langsam zu sinken. Am 24. Oktober 1944 stirbt Louis Renault, sein Werk wird verstaatlicht. Seine Nachfolger sind ihm jedoch in manchen Dingen sehr ähnlich. Und führen das Unternehmen in seinem Sinne. Pierre Lefaucheux, Pierre Dreyfus, Bernard Vernier-Palliez, Bernard Hanon, Georges Besse, Raymond H. Levy, Louis Schweitzer und seit 2005 Carlos Ghosn führen Renault zur Weltspitze.
Unter Renault entstanden so legendäre Fahrzeuge wie der Celtaquatre, Reinastella, Juvaquatre und 4CV, seine Nachfolger bringen Erfolgsmodelle wie Dauphine, R4, R16, R12, R5, R18, R11, Espace, R19, Clio, Laguna und Twingo auf den Markt, von denen viele zur Legende reifen. Und selbst in Krisenzeiten behalten sie die Nerven und manövrieren das Schiff durch stürmische See. Seit 1999 gehört Renault federführend zur Renault-Nissan-Gruppe, die durch Zukäufe (Dacia, Samsung Motors) und zum Teil große Beteiligungen an Mitsubishi, Dongfeng, AutoVAZ (Lada) vorteilhafte Synergien schafft.
Die Kooperation mit Daimler bringt besondere Qualitäts-Vorteile und der deutsche Konzern profitiert auch vom Know-How der Gruppe. Für Renault darf also gelten: Zu jeder Zeit waren die richtigen Männer am richtigen Platz.


Renault in der Formel 1: Hier der "Youngtimer" Benetton-Renault B195 von Michael Schumacher mit dem Renault RS7 V10-Motor. In 2018 ist Red Bull mit Renault-Motor Dritter der Mannschaftswertung. Das eigene Werksteam ist mit eigenem Auto seit 2016 zurück in der Formel 1 und hat sich in der dritten Saison mit Carlos Sainz und Nico Hülkenberg auf Rang vier hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull vorgearbeitet. Foto: Oldtimerreporter.Haehnel