Ein 1931-er Peugeot 201C beim Oldtimertreffen in Zandvoort.
Foto: Alf van Beem


1929 ist ein bedeutsames Jahr. Bedeutsam im negativen Sinne. Noch heute fällt einem blitzartig das Wort „Weltwirtschaftskrise“ ein, denkt man an 1929. Der Börsencrash an der Wall Street breitete sich wie ein Flächenbrand über den ganzen Erdball aus.
Und dieser Börsencrash riss viele Unternehmer mit in den Untergang.
Darunter nicht wenige Automobilhersteller. Nur wenige Produzenten überstanden das Finanz-Desaster fast unbeschadet, wie Renault und Peugeot in Frankreich.

Peugeot schaffte es, rechtzeitig einen Rettungsschirm aufzuspannen. In Gestalt eines neuen Modells. Mit dem man auch gleichzeitig eine neue Namensgebung einführte. Und so ganz nebenbei eine ganze Fahrzeug-Dynastie gründete. Dem legendären Modell 201. Erstmals findet sich in der Nomenklatur der Franzosen die dreistellige Ziffernkombination, die eine Null in der Mitte führt. Und das ist bis heute so, sogar Urheberrechtlich geschützt. Selbst der schwäbische Sportwagenhersteller Porsche musste sich einem Richterspruch beugen, denn die Löwenbändiger aus Sochaux klagten gegen den damals neuen Porsche 901, beziehungsweise die Namensgebung des Modells. So gesehen hat Porsche sogar Peugeot die Kult-Ziffer 911 zu verdanken, denn so musste man schlussendlich den neuen Sportwagen benennen.


Ein kleines aber robustes Motörchen machte den "Volkswagen" 201C beliebt und erfolgreich.
Foto: Arnaud


Da stand er also im Juli 1929, am Vorabend der monetären Katastrophe. Auffällig unauffällig und trotzdem gefällig gelang ihm ein Auftakt nach Maß. Denn mit seinem 1.122 cm³-Motörchen, das 23 PS abgab, war er zwar kein Ausbund an Temperament, aber für die damalige Zeit durchaus zufriedenstellend bestückt.
Vor allem aber war das Aggregat wartungsfreundlich und robust. Später vergrößerte man den Motor auf 1.307 cm³. In der letzten Evolutionsstufe lieferte der nunmehr 1.465 cm³ große Motor 35 PS.


Werksfahrer André Boillot fuhr im Januar 1932 noch mit 1085 ccm im Peugeot 201C bei der Rallye Monte Carlo auf Platz 2.
Bild:
Bibliothèque nationale de France


Daran, und auch an der Tatsache, dass man dem 201 1931 eine vordere Einzelradaufhängung spendierte, kann man sehen, dass man es mit dem 201 sehr genau nahm und ihn immer auf dem Stand der Technik hielt. Wesentlich zum Erfolg beigetragen haben wohl auch die verschiedenen Ausführungen. Man offerierte ihn nicht nur als viertürige Limousine, sondern auch als zweitüriges Cabrio und als Coupé, ebenfalls mit zwei Türen. Und auch an den Handwerker und Händler wurde gedacht, man legte auch eine Lieferwagen-Version auf die Bänder. Doch damit nicht genug. Peugeot kontaktierte keinen Geringeren als den Sportwagen-Spezialisten Ettore Bugatti.


Tödlich: Die Kombination Peugeot 201X / Bugatti 48 brachte André Boillot kein Glück.
Bild:
Bibliothèque nationale de France


Der Wunsch: Einen lupenreinen Straßensportler auf 201-Basis. Bugatti zauberte daraufhin den 201-X, der auch bei Bugatti als Type 48 mitlief. Allerdings stand der 201-X unter keinem guten Stern. Der bei Peugeot in Lohn und Brot stehende Werksfahrer André Boillot machte sich 1932 mit seinem 201-X auf zum Training, das Bergrennen Côte d’Ars stand vor der Tür. Boillot, der 1919 die Targa Florio gewann, kam bei einem dieser Trainingsläufe von der Strecke ab und verunfallte tödlich.
Auch wenn der besagte 201-X auf nur 20 Exemplare kam, so war der Serien-201 weit erfolgreicher. Mehr als 142.000 Einheiten wurden gefertigt, manche Quellen sprechen sogar von 250.000. So oder so, der 201 legte den Grundstein für 90 Jahre erfolgreichen Kleinwagenbau.
Denn auch seine Nachfolger, vom 202 über den 205 bis hin zum 208, waren und sind Erfolgsgaranten. Und so manches Modell der 2er-Dynastie rettete das Unternehmen sogar vor der Pleite. Wie einst der 201.


Der 201 war auch als Cabrio beliebt - in Frankreich découvrable genannt.
Foto: Alf van Beem