Liebe Leser, was bedeutet das Wort Genialität? Der Duden sagt dazu,  Genialität sei von Genialität zeugende, durch sie entstandene Beschaffenheit. Kann man es als Genialität bezeichnen, bei einer Konstruktion etwas einzusparen und trotzdem zu einem guten Ergebnis zu kommen? Gewiss, das kann man, und der französische Automobilbau bietet dafür mindestens ein herausragendes Beispiel : Den Citroen 2 CV. 1948 erstmals auf dem Pariser Autosalon ausgestellt, wurde er zunächst vielfach belächelt ob seiner scheinbar primitiven Konstruktion. Ein Rolldach aus Segeltuch, Klappfenster, dünnes Blech und scheinbar nur lose angehängte Karosserieteile. Das alles wirkte sehr einfach zusammengebaut und war es wohl an manchen Stellen auch.

Besonders das schreibende Volk amüsierte sich, Madame Claudette, Monsieur Jean – Jacques und Monsieur Pierre  waren bereits an „richtige“ Autos gewohnt, auch an solche des 2 CV- Herstellers. Ja, ein Traction Avant, das war etwas, oder der Renault 4CV des großen Konkurrenten. Aber dieser 2 CV? Einen Korb mit rohen Eiern solle er schadlos über Stock und Stein transportieren können, hieß es, immerhin. Bald sah man die ersten mutigen Döschwo – Besitzer über das Land kutschieren. Wenn sie zu einem Plausch ausstiegen, berichteten sie von einem formidablen Federungskomfort des Vehikels. Auch könne man bedenkenlos über Stock und Stein fahren, 25cm Federweg und Frontantrieb sei Dank. Und wenn die Kinderschar, Madame und Maman zu transportieren wären, gelinge das dank der vier Türen ebenso wunderbar. Überhaupt sei dieses Fahrzeug, dass so zerbrechlich aussehe, viel stabiler, als man denke. Es klappere und ächze manchmal, nun gut, aber es falle nie auseinander.
Citroen hatte also offenbar geschafft, trotz des Verzichts auf vermeintlich wesentliche Konstruktionselemente ein bemerkenswertes Fahrzeug auf die Räder zu stellen, das im doppelten Sinne langlebig werden sollte. Von 1948 – 1990 war es für den 2 CV nicht wesentlich, dass sein Motor leistungsschwach, sein Blech dünn und seine Verarbeitung sehr nonchalant war. Er funktionierte trotzdem auf formidable Weise – und das ist Genialität a la France. Es lebe das Genie!

Foto: Oldtimerreporter.Müller