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Kategorie: Oldtimerreporter überregional

Die Turnier sind wahre Raumwunder. Manche sagen: neben den großen Volvos der letzte echte Kombi. Bei dieser Erstgeneration stimmt aber was nicht. Gesehen? Richtig! Die Felgen gehören zum Nachfolgemodell.
Fotos: Oldtimerreporter.Müller


Was erwarten Sie gewöhnlicherweise von einem Besuch in der Schweiz? Richtig, wunderbare, teils alpine Landschaften, freundliche Menschen mit einem halsbrecherischen Zungenschlag und einer ebensolchen Preisgestaltung. Unbestätigten Gerüchten zufolge bestehen die Schweizer Berge nicht aus Gestein, sondern aus angehäuften Schweizer Fränkli. Automobiltechnisch ist die Schweiz üblicherweise eher unauffällig außer… außer die Ford Granada fallen in Sulz ein.


Mitten in einer verträumten Landschaft versammeln sich alljährlich eine Unmenge von Fans der Ford – Dickschiffe mit ihren Autoschätzen. Dann findet sich sozusagen Andalusien in der Nähe von Zürich ein, eine bemerkenswerte Raumverschiebung. Raum ist ein gutes Stichwort im Zusammenhang mit Fords einstigem Top-Modell: Kritiker ätzten in den 70er-Jahren, Modelle wie der Granada/Consul seien zu ausladend umbauter Raum, buchstäblich die fahrende Blechlawine. In heutigen SUV-Zeiten erscheint diese Kritik beinahe drollig. Fest steht, er macht Eindruck, der Granada, noch heute. Besonders natürlich, wenn sich ein Exemplar an das andere reiht, wie in Sulz.


So ist's richtig: Auf diesen herrlichen Ghia gehören die Alus.


Der Schreiber positioniert sich am Eingang des Parkplatzes und schwärmt. Eine Pretiose nach der anderen zieht – wohlgeordnet durch die Veranstalter – vorbei. Granada I und II in allen Varianten, mehrere 17m P3, Capri, Escort und P7b, alle sind sie da. Sanftes V6- Gegrummel erfüllt die Schweizer Luft, verschiedene OHC- und Kent-Motoren brummen ihr arbeitsreiches Lied. Merke : Einen alten Ford hört man auf Anhieb, er darf, er muss brummeln und grummeln.
Die Symphonie des alten Ford – Viertakts. Hat das mal jemand auf ein Band verewigt? Mit den herrlichen Klängen einher geht die illustre Farbpalette der 60er-/70-er-Jahre- Ford. Manches Modell – bevorzugt aus den oberen Ausstattungsrängen – bemüht sich um eine dezente Farbgestaltung in silbermetallic oder champagnerbeige. Anderen Modellen wiederum steht die Buntheit seiner Zeit buchstäblich im Gesicht geschrieben. Merke: 2,6-Liter-Sechszylinder, Coupé und ein fröhliches Gelb geht 1974 wunderbar zusammen. Man stelle sich dies heute vor… Und natürlich muss ein 17m P3 aus dem Jahr 1962 pastellblau oder türkisgrün daherkommen, was sonst? Thema Ausstattungscodes : Eine ganztägige Beschäftigung mit den Ausstattungskürzeln alter Fords kann Schwindelattacken erzeugen.
L, GXL, Ghia, Super, N, und und und… Der Schreiber schaut und staunt. Die pragmatische L-Staffierung, die schon etwas luxuriöse GL- Drappierung und natürlich : GHIA. Wuchtiger Kühlergrill, dicke Polster, die Extra-Portion Zierrat verraten : Schaut her, ich kann auch S-Klasse. Eine Vielzahl dieser Luxus-Schiffe versammeln sich in Sulz, gerne noch zusätzlich mit Lederpolstern, elektrischen Helferlein und Vinyldach garniert. V6 obligatorisch. Diesel niemals. Aber durchaus auch als Turnier-Raumschiff! Ein P7b 26m als Turnier? Das traute sich Ford nicht. Aber die 26m-Limousine macht sich in Sulz auch nicht schlecht. Cortina TC, Escort Mexico, P7b RS, die Liste der Ford-Herrlichkeiten ist lang in Sulz. Und kommt dem Schreiber doch nicht spanisch vor! El viva Espana!