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Kategorie: Oldtimerreporter überregional

Ziemlich päpstlich: 1982 diente ein "getunter" Seat Panda Johannes Paul II als Dienstwagen in Madrid .
Foto: Detectandpreserve


„Die tolle Kiste“ – Leser, die in den Achtzigern schon Autos wahrgenommen haben, wissen sofort, was gemeint ist: der Fiat Panda.
Im März 1980  debütierte der Nachfolger des Fiat 126, der für die Zeit dann doch etwas zu klein geworden war.
Mit dem Panda setzte Fiat sein erfolgreiches Engagement im Bereich der Kleinstwagen fort, der Topolino, Fiat 500 und 126 hatten gute Vorarbeit geleistet.

Doch in den Achtzigern galt es, etwas mehr als nur ein knuffiges Auto zu bieten: Ein variabler Gepäckraum sollte es schon sein, gut erreichbar durch eine große Heckklappe, etwas mehr Platz bitte für die vier zugelassenen Personen, nur kosten sollte das alles so wenig wie möglich. Also gab es Sitze mit Stoffbespannung (schönen Gruß von der Ente), keine gebogenen Scheiben, kein Handschuhfach, sondern eine Art „Ablagerinne“, immerhin mit einem verschiebbaren (!) Aschenbecher.
Passend dazu lancierte Fiat eine freche Werbekampagne, die in einem Schlagabtausch mit der Bundesbahn gipfelte: Als die Bahn vorschlug, als Zweitwagen solle man doch die Bahn nutzen, konterte Fiat: Der Panda hat zwar deutlich weniger PS, passt aber in jede Innenstadt-Parklücke – im Gegensatz zur Intercity-Lok 103.
Gezeichnet hat die „Kiste“ Giorgio Giugiaro, der Mann, der nicht nur Alfas und Bugattis, DeLorean und Maserati gestaltete, sondern auch Golf I, Renault 19, Daewoo, Yugo und Hyundai Pony. Man möchte fast sagen: quadratisch – praktisch – gut.


Als 4x4 in gutem Zustand recht selten und gesucht: "Zweier" liegen bei 5000 Euro. Foto: Guillaume Vachey


Motorisch bediente man sich aus dem hauseigenen Regal: für die Hardcore-Sparfüchse gab es den Panda 30 (Kühlerschlitze rechts) mit dem 30-PS-Zweizylinder aus dem Fiat 126. Wer auch in den Bergen reüssieren wollte, wählte vermutlich eher den Panda 45 (Kühlerschlitze links) mit 45-PS-Vierzylindermotor aus dem Fiat 850.
Bereits zwei Jahre später gab es die ersten optischen Retuschen, die Super-Modelle bekamen einen schwarzen Plastikgrill - ein Muss in dieser Zeit. Zudem wurde ein 34-PS-Motor in die Palette eingeschoben. Schon ab 1983 gab es den in den Alpen immer noch beliebten und von Steyr-Puch produzierten Panda 4x4 und ab 1986 den Panda Van mit Kubusheck.
Ebenfalls 1986 folgte auch die erste größere Modellpflege: neben optischen Retuschen standen nun die bis zu 55 PS starken, zahnriemengesteuerten FIRE (Fully Integrated Robotized Engine)-Motoren zur Verfügung. Es gab zahlreiche Sondermodelle, Ende 1996 war jedoch in den meisten Ländern Schluss, in Italien wurde der Panda (Typ 141) bis 2003 produziert. Nur nebenbei: den Panda gab es zeitweise auch mit Diesel- und Elektromotor.
Der spanische Ableger des Panda, der Seat Marbella, kam 1982 übrigens zu höchsten Ehren: der damals sehr beliebte Papst Johannes Paul II wollte seine spanischen Fans in den Stadien von Madrid und Barcelona begrüßen, doch das vatikanische Papamobil passte nicht durch die Einfahrt zum Spielfeld. So wurde kurzerhand ein Marbella zum Papamobil umgebaut. Nicht ganz so edel wie die päpstliche G-Klasse, dafür aber sehr volksnah. Das Einzelstück ist heute im Seat-Museum in der Zona Franca in Barcelona zu bewundern.
Herzlichen Glückwunsch zu über 4 Millionen, alles Gute zum 40., Kleiner. Dein Alter sieht man dir nicht an!