Unterwegs in Köpenick: Karsten Uthers Schlaf- und Transportanhänger am KLF.
Foto: oldtimerreporter.Haehnel


Frisch poliert und lecker steht am Rande Berlins ein feuerroter Barkas mit Nachläufer, sozusagen ein süßes Pärchen Kirschen. Bloß nicht am Lack lecken, dachte ich mir und begrüßte Karsten Uther, den Besitzer des Gespanns. Im ersten Augenblick sieht das ja aus, als ob die Feuerwehr den Kommandowagen Urlaub und Freizeit durch die Gegend schickt. Was ist es denn nun wirklich?
Das Zugfahrzeug war tatsächlich ein in die Jahre gekommenes Barkas B 1000 KLF, was soviel heißt wie „Klein-Lösch-Fahrzeug“. Ersteigert wurde das im Jahre 1975 geschmiedete Feuerwehrgefährt für 431.- € bei eBay. Dies alles geschah...

Improvisation ist alles - das Disko-Set entsteht auf den Baustellen in Handarbeit.
Fotos(3): Hajo Obuchoff


Es war das Jahr 1975, genauer am 15. Juni, als ich mit dem Diskomobil, einem Robur LO 2002A, auf die Reise ging. Ziel: der Baustellenabschnitt der DDR an der ersten internationalen Ferngasleitung, die vom Südural bei Orenburg bis an die Westgrenze der damaligen Sowjetunion bei Ushgorod führten sollte. Es war gleichzeitig das bis dahin größte gemeinsame Bauprojekt der seinerzeit im RGW (Comecon – wie die östliche Wirtschaftsgemeinschaft genannt wurde) zusammengeschlossenen Länder Osteuropas. Die DDR bekam einen mehr als 500 Kilometer messenden Bauabschnitt in der Ukraine zwischen den Städten Krementschuk und Bar zugewiesen.

Drei Jahre lang sollte das Diskomobil die Trassenbauer unterhalten, mit Nachrichten versorgen und Veranstaltungen beschallen. Das Fahrzeug war ein umgebauter Rundfunk-Kinowagen der Nationalen Volksarmee. In der Jugendsendung RUND des DDR-Fernsehens wurden Firmen, Jugendklubs und Privatpersonen zu Spenden aufgerufen, um den Um- und Ausbau zu einer fahrenden Diskothek zu unterstützen. So kamen HiFi-Verstärker, Plattenspieler, Boxen, Tonbandgeräte und viele andere Dinge zusammen, die dann im Rundfunktechnischen Zentralamt der DDR in Berlin Adlershof von jungen Ingenieuren und Monteuren eingebaut wurden. Natürlich sollte auch der militärisch grüne Anstrich weichen. Gestalter des Fernsehens gaben dem Wagen einen kunterbunten Anstrich, der dem schrillen Bühnenbild der RUND-Sendung entsprach.
Die Schlüsselübergabe für das Fahrzeug an seine neuen Betreiber, also mir und Norbert Bau, geschah äußerst medienwirksam im Mai 1975 auf dem Festival der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft in Halle – natürlich während einer RUND-Sendung. Einen knappen Monat später also...