Nun ja, Cannonball ist vielleicht ein wenig übertrieben. Aber bei Rallyes und vor allem bei Rennslaloms erntete die kleine Rennsemmel - hier ein Fahrzeug der ersten Serie -  doch einige Lorbeeren.
Foto: Alf van Beem


Fiat 127 – dieser Name klingt unscheinbar, beinahe nach einem vergessenen Entwicklungscode. Wüsste man es nicht besser, könnte man an eine irgendeine schnell vergessene Nummer aus dem Fiat-Programm denken. Irgendein mackenreicher Schnellroster wohl, oder?  127? War da was? Oh ja, da war etwas, und wie. Wenn ein Kleinwagen es zum Auto des Jahres 1972 schafft, kann er wohl doch nicht so übel gewesen sein.

Modernes Layout, Motor und Antrieb vorne, kompakte Außenmaße und spritzige Motoren. So gewinnt man Autowahlen, ohne Zweifel. Zum kompletten Glück fehlt 1971 noch die große Heckklappe, aber auch die folgt nach kurzer Zeit (zumindest gegen Aufpreis). Ein Konkurrent namens R5 legt in der Beziehung eine hohe Messlatte, da kann Fiat nicht zuschauen. So läuten der 127 und der R5 das Zeitalter der praktischen Dreitür-Heckklappen-Minis ein, Jahre vor der Konkurrenz aus Wolfsburg und Köln. Fünf Türen hält man bei Fiat für den 127 entbehrlich, diese Aufgabe überlässt man der spanischen Schwester SEAT. Dort rollt der 127 eben als Seat 127 vom Band, eine nahe liegende Namensgebung.  
In Polen fügt man zumindest ein „p“ an die Modellbezeichnung an, Brasilien lässt den 127 als 147 vom Band rollen.  Eine muntere 127-Produktion entsteht in der halben Welt, noch bevor der Begriff „Weltauto“ wirklich Fuß fasst. Rasch bevölkern Hunderttausende 127 die Straßen der Welt, zumeist ausgerüstet mit dem bewährten 903cm³-Motor aus dem 850 Sport. Dessen Ursprünge datieren aus dem Jahr 1955. Aber das macht nichts - italienisch spritzig, sparsam und robust, so das einhellige Urteil der 127-Besitzer.


Noch flotter ist der 70 PS "Sport" unterwegs. Dieser aus dem Jahr 1976 gehört zur zweiten Serie - die Sicken über den Scheinwerfern sind verschwunden.
Foto: Guillaume Vachey


Diese schwärmen auch vom Raumangebot des kleinen Italieners. Außen klein und innen groß, besonders ideal für die Gassen von Neapel oder Genua. Ab 1976 gelangen 127-Käufer auf Wunsch auch an einen 1050cm³-OHC-Motor aus brasilianischer Produktion, noch mehr Flinkheit in den Gassen. Auch die Dieselfreunde werden beglückt: Ab 1981 schüttelt optional ein 1,3-Liter-Selbstzünder unter der Haube. Wenn er sein Werk im Kastenwagen Fiorino verrichtet, erhält man als Fahrer eine plastische Darstellung des Begriffs „Resonanzen in großen Laderäumen“. Die Besitzer des „interessant“ geformten Fiat 147 Oggi mit Stufenheck haben dieses Vergnügen nie, den Diesel gibt es in Brasilien nicht. Die Beliebtheit des 127 reißt im Grunde nie ab, immerhin rund 3 Millionen Exemplare des munteren Minis entlässt Fiat bis 1983 in die Welt. Es erscheint der Uno, ein weiteres Erfolgsmodell. Schluss mit dem 127? Mitnichten. Brasilien setzt die 127-Geschichte bis 1986 fort. Dann tritt das Weltauto ab. 127? Eine bloße Nummer? No, veramente no. Meilenstein trifft es besser. Ciao 127!