Immerhin 60 PS in der späteren "Corsa"-Version auch 90 PS  aus einer Verdichtung von 12,5:1 brachten die 850-er TC auf die Rennstrecke oder auf die Straße. 1000 Stück sind aus Homologationsgründen entstanden. Wenige haben überlebt, wie dieser - gesehen bei den Oldtimertagen an der Classic-Remise in Berlin-Moabit.
Foto: Oldtimerreporter.Haehnel


Die frühen 1960er-Jahre waren geprägt vom Wirtschaftswunder. Überall in Europa wurde man mobil, das Automobil erreichte die Massen – in Italien brachte Fiat mit den Modellen 500 und 600 preiswerte und praktische Fahrzeuge auf den Markt. Carlo Abarth gelang es, auf Basis beider Modelle bezahlbare Hochleistungsautos zu bauen, die ihre Konkurrenten auf europäischen Rennstrecken davon fuhren. So wurde die Marke mit dem Skorpion im Logo zur Legende. Im Februar 1961 gelang Carlo Abarth dann ein absoluter Glücksgriff – der Fiat-Abarth 850 TC.

Als Ausgangspunkt nahm er den Fiat 600 D, ausgestattet mit einem Vierzylinder-Reihenmotor mit 767 ccm Hubraum. Die Bohrung wurde auf 62,5 mm, der Hub auf 69 mm und der Hubraum dadurch auch 847 ccm erhöht. Dank neuer, härterer Kolben stieg das Verdichtungsverhältnis auf 9:2:1. Außerdem wurden eine leistungsstärkere Nockenwelle, ein 32-mm-Solex-Vergaser, ein neuer Luftfilter, eine gehärtete Kurbelwelle und ein Sportauspuff verbaut. So stieg die Leistung auf 38 kW (52 PS) – und das bei einem Leergewicht von nur 610 Kilogramm. Der Wagen erreichte so eine dauerhaft abrufbare Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h, wofür ein Ölkühler montiert wurde. Der befand sich zunächst unter der Stoßstange, später ersetzte er diese sogar. Um den immer stärker werdenden Motor weiter abzukühlen, wurde die Heckklappe mit Halterungen in einer erhöhten Position gehalten, was den später serienmäßigen Heckspoiler bereits andeutete. Dieses mitreißende Merkmal des 850 TC kennen Abarthisti und Motorsportfans bis heute.
Erfolge auf den Rennstrecken stellten sich rasch ein, vor allem bei den intensiven Langstreckenrennen zeigten die 850 TC und deren Weiterentwicklungen Abarth 1000 und Radiale ihre Power und ihre Zuverlässigkeit. Wer tiefer in die Materie einsteigen und das Potential des ikonischen TC erforschen möchte, sollte in den Motorsportannalen nach Infos zum „2. ADAC-500 km-Rennen 1961“ auf der Nordschleife des Nürburgrings suchen. Er wird dann in den Siegerlisten unweigerlich auf Abarth und auf Namen wie Firtmayr, Abate oder Liebl stoßen. Um erfolgreich zu bleiben, wurde unter anderem eine neue, noch leistungsstärkere Version entwickelt – der 850 TC Corsa/65. Doch nicht nur die Siege des Autos begeisterten seinerzeit: Der Abarth 850 TC wurde zum Beispiel auch für die Eleganz seines Interieurs mit den herrlichen Jaeger-Instrumenten und dem Dreispeichen-Aluminiumlenkrad gelobt.
Aus industrieller Sicht wurde der Bau des 850 TC durch einen besonderen Kontrakt mit Fiat erst möglich: Die Vereinbarung sah die Produktion einer Reihe von 600 D-Modellen vorsah, die speziell für die Abarth-Werkstätten am Corso Marche in Turin bestimmt waren. Dort wurden sie dann gezielt modifiziert.
Tatsächlich hat das Akronym „TC“ also eine eigene, sehr spannende Geschichte zu erzählen. Sie erinnert aber nicht nur an ihren Urahnen, den 850 TC, sondern zum Beispiel auch an Abarth Ritmo TC 125 der frühen 1980er Jahre: Bei diesem Fahrzeug stand das Akronym „TC“ zusätzlich noch für „Twin Cam“, also für zwei – in diesem Fall obenliegende – Nockenwellen.
Anlässlich des sechzigsten Geburtstages dieses Wonneproppens hat Fiat einen Nachfolger erkoren: Es ist der Fiat Abarth 595 Competizione, der aber optisch auf dem kleineren Bruder Fiat 500 fußt. 


Nichts für Leute mit Flugangst: der aktuelle - und eher harmlos dreinschauende - Fiat Abarth 595 Competizione soll laut Fiat der Nachfoger sein und bringt schlappe 180 PS aus 1.4 Litern auf die Straße. Und er mischt natürlich auch auf den Rennstrecken mit - wie der Name schon sagt. Nicht jeder Cinquecento im Rückspiegel ist also harmlos. Foto: Stellantis.Fiat