Doppelscheinwerfer waren bei den "großen" Dreiern montiert. Die Sechszylinder haben zusätzlich die Typenbezeichnung im Grill. Dieses kann also nur ein 320 oder 320i  Vierzylinder sein. Foto: BMW AG.


Formen können faszinieren, Worte vermögen dich in den Bann zu ziehen – und Zahlen sind gerne elektrisierend. Mathematik-Phobiker streiten das vehement ab, wahre BMW-Fans hingegen stimmen eifrig zu. Seit 1975 löst die Zahl „3“ bei manchem weiß-blauen Anhänger wahlweise Gänsehaut, Sehnsucht oder schlaflose Nächte aus. Mitunter alles gleichzeitig, letzteres gerne in Abhängigkeit von unfreiwilligen Fahrausflügen in die Fauna und Flora der Umgegend. Fahrphysik ist manchmal grausam, es interessiert sie nicht, an welchem Gefährt sie gerade wirkt.

Rückblende ins Jahr 1975, IAA Frankfurt: Gewohntes und ungewohntes ist da zu sehen, der Käfer krabbelt immer noch, Mercedes hievt den SEL 6.9 ins Programm und BMW wagt einen Neuanfang. Der altgediente -02 dankt ab, der „3er“ tritt auf. Dem geneigten Betrachter fallen die 12cm Längenwachstum im Vergleich zum 02 ins Auge. Und noch etwas: Dieses Hinterteil! Manch einer fühlt sich an die Rückseite eines Pavians erinnert, ein wenig schmeichelhafter Vergleich. Verstärkt wird diese Assoziation durch das nackte Blech zwischen den Rückleuchten. Hat BMW da etwas am Fließband vergessen, fragt sich mancher Interessent. Nach vier Monaten bereits findet BMW das vergessene Teil, eine schwarze Kunststoffblende, und montiert sie eilig an alle E21… Abgesehen von diesem ersten optischen „Mangel“ findet der E21 großen Anklang.


"Sparversion": Selbst der 316er brachte schon 90 PS auf die Straße - eine ganze Menge für eine kleine Limousine in den Siebzigern. Er mutierte am Ende der Baureihe wie einst der 1502 zum "Supersparer" 315. Zwar hatte er noch eine  1,6-Liter-Maschine, aber keinen Registervergaser mehr. 75 PS mussten reichen.
Foto: Oldtimerreporter.Müller


Komfortzulage hin, Gewichtszunahme her, er bleibt eine fahraktive Sportlimousine. Davon wissen bereits Fahrer des kleinen 316 mit 90 PS zu berichten, noch mehr die Lenker der 318 – und 320/4-Modelle. Auf was warten die 3er-Fans also noch? Richtig, auf die famosen Sechszylinder. Den Anfang macht der 320/6 mit 122 PS und turbinenartigem Lauf. Wunderbar, so schallt es in den BMW-Kreisen, nur der endgültige Punch fehlt diesem Motor etwas. Dem kann abgeholfen werden! 323i heißt das Zauberwort. 2,3 Liter, Sechszylinder, 143 PS. In allen Lebenslagen mehr als genug Kraft, in manchen Kurven gar etwas zu viel, wie sich bald erweist. Der 323 i ist der Traum der Landjugend jener Jahre und ein beliebter Gast in Karosserie-Werkstätten. Die richten dann auch gerne mindestens eines der ZWEI Auspuffrohre des 323i. Schließlich soll der Sechsender ja frei ausatmen können, nicht wahr?
Wer unbedingt gemütlich mit einem BMW durch die Gegend fahren möchte, soll sich einen 1502 besorgen, den gibt es bis 1977 ja noch neu. Diesel? Gott bewahre. Automatik? Nun, wer es braucht, bitte schön, kann es haben. Sogar im 323i, man stelle sich das vor! Erfolgreich sind sie alle, die ersten Dreier. Und heute? Löst die Zahl „3“ bei den Fans immer noch Hitzewallungen aus. Da sage noch einer, Zahlen seien uninteressant! Mathematik kann eben doch Spaß machen, nicht wahr?