Der Missverstandene: Irgendwie passte der K 70 nicht in das luftgekühlte Wohlfühlambiente der VW-Kundschaft. Oder war es doch der Konzern-Stiefbruder Audi 100, der rund zwei Jahre früher erschienen war, alles ein wenig besser konnte und dem 70-er den Garaus bescherte?
Fotos: Oldtimerreporter.Müller


Liebe ehemalige VW-Verkäufer, wie erklären Sie sich das?  Da erscheint der K 70 auf dem Markt, frisch gestylt, modern konzipiert, manch anderem Modell der Konkurrenz voraus. Und trotzdem verkauft er sich nur schleppend. Rund 200.000 Exemplare bringt VW von 1970 – 1975 an den Mann, für Volkswagen-Verhältnisse sind das Spurenelemente. Der Abgasskandal ist noch sehr fern, und auch ungünstige Schwingungen wie Corona & Co., auf die man es schieben könnte, sind Utopie. Was also ist schuld am K70-Dilemma? Blenden wir dazu in das Jahr 1970 zurück:

Wilhelm H. ist langjähriger VW-Fahrer. Seit 1955 krabbelt er mit einem Käfer umher. Begeistert erlebt er die ungeheure Evolution von 24,5 auf mittlerweile 40 PS in seinem ´66er 1300. Er schwört auf die Wolfsburger und ihre Luftkühlung. Sollen doch all die Opels und Fords sich mit ihren neumodischen Wasserkühlern herumschlagen. Seine VW haben noch nie gestreikt, sagt Wilhelm. Und seine Gattin Hertha fühlt sich  am wohlsten im VW, das ist ja auch wichtig, nicht wahr? Nun aber hat Wilhelm ein bisschen mehr Geld in der Tasche, Schwarzarbeit macht es möglich.
Da könnte man doch…sich mal etwas Größeres genehmigen. Aber was?


Nach den Werksferien 1972 gab's in der L-Version Halogen-Doppelscheinwerfer. Und die finale Steigerung war dann ein Jahr später der serienmäßige abschließbare Tankdeckel.


Ach ja, da gibt es doch einen neuen VW, den K70. Der hat eine herzeigbare Größe. 75, 90 oder gar 100PS sind möglich! Und ein großer Kofferraum ist zu finden, Italien kann kommen. Aber vorne unter der Haube…steckt ein wassergekühlter Motor. Das geht gar nicht! Außerdem macht es nicht „Whopp“ beim Zuschlagen der Tür im K70, sondern „Plöpp“. Das geht auch nicht! Tja, dann doch lieber einen Typ 4 mit Boxer - Sie wissen schon, der "Nasenbär" 411/412 . Der sagt „Doppel-Whopp“! Das liegt auch an den Bandarbeitern bei VW. Die mögen den Typ 4 lieber als das Stiefkind K70. So manche Typ 4-Schraube sitzt da fester als die im K70… Außerdem, Frontantrieb ist nichts für Wilhelm & Co. Zu modern! So wird die gute Tat zum Fluch für den K70. Merke: Wer nicht kommt zur rechten Zeit, sondern früher, gewinnt nicht immer. Wilhelm weiß es.
Am Ende sind es aber doch nur rund 170.000 K70-Exemplare weniger als vom Typ 4.