Nicht nur Kevin gefiel der Corsa GSI… 100 PS bei rund 830 Kilo Leergewicht sorgten für ordentlichen Vortrieb.
Foto: Opel /stellantis


...ja, ich höre den Aufschrei. Ein Opel Corsa A in einem Oldtimer-Magazin! Ist das nicht so, als ob man in einer Metzger-Postille über vegane Kochrezepte referieren würde?  Darf sich der Corsa A „Oldie“ nennen? Nun, spätestens beim Anblick eines Corsas mit H-Kennzeichen wird klar, der darf das! Gleichzeitig wird auch klar, wie erschreckend schnell man alt wird… Fuhr der Corsa A nicht eben noch als Neuwagen durch die Gegend? Das Gedächtnis kramt und findet heraus, dass die letzten Corsa A 1993 neu vom spanischen Band rollen… die ersten bereits 1982! Die frühen Exemplare sind also amtliche Oldies, sofern sie noch existieren. Sind sie auch Oldies der Herzen? „Newies“ der Herzen sind sie ab 1982 allemal, wie hier bewiesen:

1985, irgendwo in Deutschlands Provinz. Tante Hertha besitzt einen klassischen Tante-Emma-Laden mit klassischem Inventar von A wie Apfelmus bis Z wie Zündholzschachtel. Leider ist es ebenso Usus, dass diese Läden nicht sonderlich viel abwerfen. Hertha muss also hart sparen, schließlich hat sie einen Traum. Einmal im Leben noch ein Auto besitzen, das wär´s. Ein kleines Auto wäre recht, ist ja auch besser für den Geldbeutel. Der Gang zum Kaffeeklatsch führt sie beim netten Opel-Händler vorbei. Der hat da auch ein nettes kleines Auto im Schaufenster… Opel Corsa steht dran, ein hübsches Wägelchen. 12.500 DM zeigt das Preisschild an, die hat Tante Hertha auf dem Sparbuch. Also auf zum Opel-Händler um die Ecke! Vorher noch den Briefkasten leeren. Oh, Post von der Verlosung, an der sie neulich teilgenommen hat. Hertha liest. Sie haben ein Auto gewonnen? Einen Opel Corsa? Hertha fällt in den Sessel. Aber gleich steht sie wieder auf und eilt zu Opel. Sie bekommt einen weißen Corsa 1.0 Basis-LS Dreitürer, das Geld dafür bleibt auf dem Sparbuch. Unbändige Freude bei Hertha, auch in den 20 Jahren danach mit ihrem treuen Corsa. Kirche, Kaffeeklatsch, Kinderbesuch. Das geht nun alles ganz einfach mit dem kleinen Corsa. Der frisst auch nie das Geld vom Sparbuch.


Gern genommen: Das "Feuerwehr"-Rot steht dem Corsa gut. Hier noch die zweite Baureihe 1987-90 mit dem "alten" Grill.
Foto: Oldtimerreporter.Müller


Tante Hertha hat einen Neffen,
den Kevin. 19 Jahre alt ist der Bursche 1990, den Führerschein hat er in zwei Anläufen bekommen und beinahe schon wieder verloren. Akutes jugendliches Bleifuß-Syndrom. Der Kadett City 1.0, den Mutti ihm überlässt, gibt in Sachen Performance nicht viel her. Aber Kevin versteht es geschickt, das Beste aus dem 40PS-Renner herauszukitzeln. Kevin träumt. Beim Opel-Händler steht ein nagelneuer schwarzer Corsa GSi, das wär´s. Nein, bloß kein TR-Stufenheck und keinen 1.0 S/1.2N-OHV aus dem A-Kadett, keine OHC-1.2S, 1.3i, 1.3S, 1.4i oder gar 1.5D/TD. 1.4 Si vielleicht noch, aber der 1.6 GSi wäre das Optimum. Wenn da nicht Mutterns eisernes Veto wäre…



Modellpflege: Ob der Corsa mit dem neuen Gesicht ab 1990 nun hübscher ist? Auf jeden Fall modernistischer. Foto: Oldtimerreporter.Müller


Mutti träumt auch.
Der Mutti-Kevin-Kadett hat seine besten Tage hinter sich, besonders nach Kevins „Behandlung“. Nun soll es ein neuer Opel werden, der Zuverlässigkeit und Sparsamkeit wegen. Der Familien-Opel-Händler präsentiert etwas schickes Neues: Opel Corsa 1.4i, metallic-blau, fünftürig, mit G-Kat. Ideal für die Umwelt und die Familie. Gekauft. Und lange gefahren, bis die Radläufe hinten das Blühen beginnen. Dem Charme des Corsa A schadet DAS nicht.

Hertha, Kevin, Mutti, Onkel Friedrich im TR, der Parklückensucher in der Stadt, alle haben sie ihr Vergnügen mit dem Corsa A. Kurz gesagt, Opel Corsa ist O.K. Auch als Oldie, ganz klar. Hat da jemand Zweifel?