Bunte Truppe: IFAs in allen Varianten konnten in Ludwigsfelde bestaunt werden.
Fotos: Oldtimerreporter.Fröhlich


Genshagen kennen die meisten Berliner und Brandenburger aus dem Verkehrsfunk. Aber auch schon viel früher war hier ordentlich was los. 1936 baute Daimler-Benz ein Werk für Flugmotoren, das im August 1944 schwer bombardiert und nach Kriegende in die Luft gesprengt wurde. Die Technik war zuvor demontiert und nach Russland abtransportiert worden. Das technische Knowhow blieb jedoch in der Region, und so konnten 1952 die Industriewerke Ludwigsfelde ihren Betrieb aufnehmen. Wurden anfangs nur Schiffsdiesel produziert, erweiterten die IWL schon 1955 die Produktpalette um Motorroller. Troll, Wiesel und Berlin kennt jeder, der die DDR bewusst erlebt hat.

Derweil wurde in Werdau der Nachfolger des Langschnauzer-LKW S-4000 entwickelt. Da dort jedoch nicht genügend Kapazitäten für das angestrebte Produktionsvolumen vorhanden waren, beschloss der Ministerrat der DDR 1962, in Ludwigsfelde fortan LKW statt Motorroller zu bauen. Folglich lief 1965 der erste W 50 vom Band (W immer noch für Werdau, ausgelegt für 50 Dezi-Tonnen Nutzlast). Der LKW war ausgesprochen erfolgreich, konnte der Käufer doch zwischen zwei Radständen, zahlreichen Aufbau- und Kabinenvarianten sowie Zwei- und Vierradantrieb wählen. Bis auf die letzten Jahre gingen 80% der Produktion ins – meist sozialistische - Ausland. Ab 1967 wurde ein 6,5-Liter-Dieselaggregat mit 125 PS verbaut.
Der Nachfolger L 60 (jetzt folgerichtig L für Ludwigsfelde) sah seinem Vorgänger äußerlich sehr ähnlich, an den inneren Werten hatte sich jedoch einiges getan. Der neukonstruierte 9,1-Liter-Dieselmotor mit 180 PS konnte jetzt gut 6 Tonnen Nutzlast bewegen. 1987 lief der erste vom Band, er sollte den W 50 ergänzen, dann Zug um Zug ersetzen, doch die Geschichte hat ihn eingeholt. Gut 20.000 Stück entstanden bis August 1990, vom W 50 immerhin gut 571.000.
Im Frühjahr 1990 wurde eine Kooperation mit Daimler-Benz vereinbart, woraus der Prototyp IFA 1318 mit einem Fahrerhaus des LK (auch LN2 genannt) und der weiterentwickelten Technik des L 60 resultierte. Doch in den Wirren dieses Jahres zog sich Daimler-Benz wieder zurück, um dann 1994 das komplette Werk von der Treuhand zu erwerben, und baute fortan LK, T2, Vario, Vaneo und Sprinter in Ludwigsfelde.

Als sich 2011 das Produktionsende von W 50 und L 60 zum 20. Mal und jenes des Roller- und der Start des LKW-Baus zum 45. Mal jährte, kamen die IFA-Schrauber und Frau Krause vom Archiv der Stadt Ludwigsfelde zusammen. Ob man nicht etwas veranstalten könnte? Man konnte, und man kann es immer noch. In einer seltenen Kooperation von Stadt, Museum, Freunden der Industriegeschichte Ludwigsfelde e.V. und Liebhabern fand am 1. und 2. Juni das 5. Nutzfahrzeugtreffen auf der Festwiese in Bahnhofsnähe statt. Und es war voll. So voll, dass sich die Veranstalter für nächstes Jahr etwas überlegen müssen, platztechnisch. Buntgefächert waren die Modelle, neben Pritsche und Feuerwehr waren diverse NVA-Fahrzeuge gekommen, eine Kehrmaschine, Kräne, Lastzüge, Absetzkoffer und natürlich die passenden Anhänger.


Ameise in Aktion.


Viel Aufmerksamkeit bekam die Dieselkarre DK 2002 L von 1956, auch Ameise genannt. Eigentlich wurden diese etwas obskuren Transporter im VEB Fahrzeugwerk Waltershausen gefertigt, das ausgestellte Exemplar wurde ausweislich des Typenschildes jedoch in Ludwigsfelde zusammengebaut. An die 150 Fahrzeuge hatten teilweise weite Anreisen auf sich genommen, dafür durfte sich, wer das wollte, im Offroad-Park Kallinchen austoben. Nächstes Jahr findet wieder das IWL-Rollertreffen statt – immer im zweijährigen Wechsel mit den Nutzfahrzeugen.


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