Eine imposante Erscheinung. Der O 303 dürfte so manchen eingeschüchtert haben.
Fotos: Oldtimerreporter.Gaubatz


Wie ein Saarländer den Mercedes-Benz O 303 der nordrhein-westfälischen Polizei rettete und nun auf Treffen für Furore sorgt. Der Oldtimerreporter hat sich in dem historischen Kommandostand einmal umgesehen.
Marpingen, ein Sonntag bei herrlichem Wetter. An diesem 26. August 2018 lud die Gemeinde Marpingen zum Treffen der besonderen Art: Luft meets Boden. Eine ansehnliche Zahl historischer Flugzeuge wurde von Dutzenden automobilen Oldtimern umrahmt. Ein ganz besonderer Vertreter dieser bodengebundenen Klassiker war schon am Eingang des Platzes kaum zu übersehen. Es handelte sich um einen Mercedes. Einen großen, einen sehr großen Mercedes. Nämlich einen Bus vom Typ Mercedes-Benz O 303.

Aber damit nicht genug, bei diesem Exemplar handelt es sich nicht um einen profanen Linien- oder Reisebus, vielmehr war dieser O 303 im Staatsdienst tätig. Seine grüne Lackierung und die Blaulichter auf dem Dach machen sehr schnell klar, welchem Zweck der Pensionär diente.


Bis zum Ende wurde der Bus mit geteilter Frontscheibe ausgeliefert. Was bei einem Steinschlag enorme Kosten einsparte, musste man doch nur eine Hälfte erneuern. Optional konnte man aber das einteilige Exemplar ordern.


Nämlich als Funkleitzentrale, im Amtsdeutsch auch gerne als „Befehlskraftwagen“ bezeichnet. Das Modell aus dem Baujahr 1977 diente so der Staatsmacht in Nordrhein-Westfalen bis 2014 bei Großereignissen. Ein langes und nicht immer einfaches Arbeitsleben lag also hinter dem Staatsdiener, als er in Pension geschickt wurde. Was zu der Baureihe generell passt.
1974 stellte Daimler-Benz den O 303 als Nachfolger des beliebten O 302 vor. Und wurde so erfolgreich, dass er bis 1992 im Programm blieb. Als dann sein Nachfolger O 404 debütierte, verkauften die Stuttgarter die Produktionsanlagen nach Russland, wo man den O 303 weiterbaute. Doch auch vorher schon verkaufte sich der 303 weltweit. In der Türkei entstanden Ableger, Fahrgestelle gingen nach Österreich zu Sreyr Daimler Puch, das British Empire vertraute auf Busse Made in Schwabenland, und sogar Hyundai fertigte ihn in Lizenz.


Kirk an Brücke, Scotty! Beam me up to next Großeinsatz! Auch heute würde der O 303 noch seinen Mann... Entschuldigung... Bus stehen.


Das Leistungsspektrum war groß, von 190 PS bis zu 320 PS, in den letzten Baujahren sogar bis 360 PS beim aufgeladenen V10. Wahlweise standen V6-, V8- und V10-Dieselmotoren zur Wahl, die eigens für diese Modellreihe entwickelt wurden, zumindest die Sechs- und Achtzylinder. Technisch folgte er dem Vorgänger. Bis zu seinem seligen Ende rollten die Räder an Starrachsen, gebremst wurde mittels Trommeln. Und doch zeigte der O 303 auch ein innovatives, modernes Gesicht. Ab 1981 konnte man für den Bus das neue Antiblockiersystem (ABS) ordern, ein Riesenschritt für die Sicherheit. Auch Federung und Schaltung waren, zum Teil optional, auf dem modernsten Stand. 1982 spendierte man dem bis zu 16 Tonnen schweren Gefährt ein Facelift, das einzige. Der Chromrahmen um den Grill verschwand, Stoßstangen und Grill bildeten nun eine Einheit. Auch das Cockpit wurde komplett neu gestaltet.
Der O 303 war nicht nur bei der Polizei ein beliebter Kollege, auch die Bundeswehr und der Strafvollzug setzten auf den Erfolgstypen. Am Ende seines Lebens konnte der O 303 auf insgesamt 38.000 gefertigte Einheiten blicken. Und ist somit der beliebteste Reisebus weltweit. Bis heute.
Und unser Freund, den wir im saarländischen Marpingen getroffen haben? Man weiß es nicht. In der Zwischenzeit hat sich seine Spur verloren. Der bisherige Eigentümer hat das sehr schön restaurierte Objekt verkauft. Wollen wir hoffen, dass er auch im neuen Heim in Ehren gehalten wird...

 




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